Aus: HarzKurier vom 26.11.2025
Osterodes Schlosskirche wird zum Schauplatz einer außergewöhnlichen Requiem-Aufführung.
Am Sonntag, 16. November, führten der Chor der Musikgemeinde Osterode, die Herzberger Kantorei, der Kammerchor sowie der Jugendchor Herzberg-Osterode gemeinsam mit dem Sinfonieorchester Camerata Allegra unter der Leitung von Kreiskantor Jörg Ehrenfeuchter Antonín Dvořáks selten aufgeführtes Requiem in der Schlosskirche St. Jacobi auf. Das Publikum erlebte einen außergewöhnlich emotionalen Konzertabend.
Dvořák komponierte sein Requiem op. 89 im Jahr 1890 als Auftragswerk für das Triennial Music Festival in Birmingham – eine Veranstaltung, die in der Tradition großer Werke wie Mendelssohns „Elias“ steht. Das Stück gliedert sich in 13 Teile, folgt der Textabfolge der Totenmesse und nimmt mit seiner Grundtonart b-Moll eine Sonderstellung unter den Requiem-Vertonungen ein. Musikalisch verbindet Dvořák spätromantische Harmonik und weit gespannte Melodien mit barocken Fugenteilen und Elementen mittelalterlicher Liturgie. Das Ergebnis ist ein innerlich spannungsreiches, abwechslungsreich gestaltetes Werk.
Mitreißender Chorklang und starke Ensembleleistung
Besonders auffällig war die sichtbare und hörbare Freude der Mitwirkenden am Musizieren – allen voran der Chor. Kantor und Dirigent Jörg Ehrenfeuchter formte mit rund 70 Sängerinnen und Sängern aus Osterode, Herzberg und Umgebung einen farb- und klangreichen Gesamtklang. Kraftvolle Passagen wechselten sich mit zart geführten Linien ab, stets gut ausbalanciert und musikalisch schlüssig phrasiert. Die Fuge am Ende des Offertoriums gelang Chor und Dirigent großartig.
Die Gesangssolisten überzeugten mit gut geführten Stimmen. Besonders hervor traten Tenor Christian Dietz mit ausdrucksstarker, flexibler Stimme und Bass Manfred Bittner mit gewohnt kraftvoll-druckvollem Klang. Sopranistin Inga Balzer-Wolf und Altistin Nicole Pieper präsentierten sich mit schönem Timbre und sensibler Linienführung. Die Quartettpassagen wirkten ausgewogen und klanglich gut abgestimmt. Auch das über 40-köpfige Orchester überzeugte – mit warmem, transparentem Klang und vielen fein gespielten Solostellen, die sich harmonisch ins Tutti einfügten.
Kleine Wackler – aber ein großes Konzerterlebnis
Natürlich blieb auch dieses Live-Konzert nicht völlig ohne kleine Unschärfen: gelegentliche Intonationstrübungen in a-capella-Stellen, Momente, in denen das Orchester den Chor etwas überdeckte, und einige Übergänge, die nicht ganz perfekt gelangten. In der Gesamtbetrachtung fiel dies jedoch kaum ins Gewicht – dafür sorgten Kraft, Emotionalität und die sichere Gestaltung des über 90 Minuten langen Werks. Nach den letzten Klängen blieb ein Moment beeindruckender Stille – ganz im Sinne des Wortes requiem („Ruhe“, „Frieden“). Viele Zuhörer hätten sich den Schluss noch länger gewünscht.
Dank an alle Förderinnen und Förderer
Die Musikgemeinde dankte am Ende der Sparkasse Osterode und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung für die erneute Unterstützung. Ohne deren finanzielle Förderung wären symphonische Konzerte dieser Größenordnung nicht möglich.
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Aus: HarzKurier vom 26.11.2025 / Bild: Veranstalter/privat

